Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt

Auch in diesem Jahr gestalteten die Fraun vom katholischen Frauenbund Kräuterbuschen, die sie den Gottesdienstbesuchern am Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel gegen eine Spende in selbst zu bestimmender Höhe anboten. Mit den Spenden soll den Opfern der Flutkatastrophe gehdolfen werden.

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Bild: Ingo Kraus

Pfarrvikar Dr. Dittrich schreibt über den Brauch des Kräuterbuschen:

Ein Strauß von Kräutern und Blumen aus Garten und Flur wird seit undenklichen Zeiten in der Mitte des August gebunden; mit dem frühen Mittelalter wurde das Brauchtum des besprochenen Straußes mit seinen heidnischen Wurzeln „getauft“. Es schwangen abergläubische Momente zwar bis in die Gegenwart mit und scheinen heute in der Esoterik wiederzukehren (vgl. das Räuchern); doch auch die magischen Vorstellungen der Kelten und Germanen beinhalteten Erfahrungen mit der Heilkraft der Pflanzen. Die Kirche umfasste reinigend die heidnischen Vorstellungen, wie ein altes Weihegebet zeigt: „Um Wohlfahrt des Leibes und der Seele, um Schutz vor dämonischen und anderen widrigen Einflüssen für jene, die in frommer Gesinnung davon Gebrauch machen“. Früher waren auch die Kar- und Osterstage, Dreifaltigkeitsfest, Pfingsten, Fronleichnam und der Johannistag mit der Weihe von Kräutern verbunden; geblieben ist nur der Palmstrauß vor Ostern. Doch die hochsommerliche Zeit ist medizinisch betrachtet besonders geeignet für das Sammeln heilender Kräuter, die dann eine hohe Intensität an Inhaltsstoffen erreichen. „Des Sommers ganze Nähr- und Heilkraft erscheint in dem Kräuterbüschel… verkörpert, der am Feste Mariä Himmelfahrt in der Kirche geweiht und ins Haus gebracht wird.“ (Adam Wrede, 1924). Den Kräuterstrauß zum alten Fest der „Entschlafung Mariens“ am 15.8., das seit dem siebten Jahrhundert im Osten, seit dem neunten im Westen gefeiert wird, nennt man je nach Region etwas anders: Im Südwesten spricht man vom „Würz- oder Marienwisch“, in Bayern und Tirol zumeist vom „Kräuterbuschen“; in Franken soll er auch „Würzbüschel“, in der Oberpfalz „Frauenwisch“ heißen. Es ist ein guter Brauch, zum heutigen „Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel“ am 15. August durch die Felder zu streifen und an den Wegrändern die vorgesehenen Heilpflanzen und Blumen zu suchen, mindestens sieben, für Eifrige bis zu 99. Ein „Neunerlei“ umfasst die starken Heilpflanzen: Arnika, Baldrian, Johanniskraut, Kamille, Pfefferminze, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut und Wermut. Aber eine Königskerze sollte als Mitte des Buschens nicht fehlen. Auch Rainfarn, Wegwarte, die Wilde Möhre und das Gemeine Leinkraut, („Maria Bettstroh“), passen gut hinein. Wer mehr wissen möchte, kann den Text von Hedwig Eckert: „Geschichte und Zusammensetzung des geweihten Kräuterbüschels in Franken“ im Internet abrufen: www.zobodat.at/publikation_volumes.php?id=66615; gedruckt in: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins Würzburg, Bd. 43 (2002), S. 11-31. Ein gutes Buch zum Thema hat Rosa Romana Seunig verfasst: „Kräuterbuschn gestern und heute“ (Klagenfurt am Wörthersee 2016, Heyn-Verlag, 148 S.). Am Mariä-Himmelfahrts-Tag spricht der Priester folgende Benediktion: „Herr, unser Gott, du hast Maria über alle Geschöpfe erhoben und sie in den Himmel aufgenommen. An ihrem Fest danken wir dir für alle Wunder deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst Du uns Gesundheit und Freude. Segne diese Kräuter und Blumen. Sie erinnern uns an Deine Herrlichkeit und an den Reichtum Deines Lebens. Schenke uns auf die Fürsprache Mariens Dein Heil. Lass uns zur ewigen Gemeinschaft mit Dir gelangen und dereinst einstimmen in das Lob der ganzen Schöpfung, die Dich preist durch Deinen Sohn Jesus Christus in alle Ewigkeit“. Möge dieses Brauchtum nicht verloren gehen! Gerade unsere technizistische Zeit braucht echte Verbindung zu Natur und Religion. A. Dittrich