„Es ist so viel Finsternis in der Welt“
Warum diese Nacht für uns so anders sei? Stadtpfarrer Gottfried Schubach wusste die Antwort darauf: „Wir hörten vom Tod unseres Herrn und davon, wie er in die Finsternis des Grabes hineingelegt wurde. Wir hörten vom Versagen seiner Jünger, von der Bosheit der Menschen, die ihn zu Tode brachten. Und nun wachen wir an seinem Grab.“ Pfarrer Schubach fand die Zeit für einen Spagat vom Jahr 33 ins Jahr 2022. „Wir wachen, wir hoffen. Es ist aber so viel Finsternis in dieser Welt, soviel Dunkel. Da ist all das Leid, sind all die Kriege.“ Explizit nannte er die Gewalt in der Ukraine. Ferner beherrschten Krankheiten, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Angst die Menschen. „Und da ist die Gewissheit des eigenen Todes.“
Sternförmig fühlten sich die Gläubigen am Ostersonntag von der Osternachtmesse angezogen. Noch vor Tagesanbruch strömten in aller Herrgottsfrüh zahlreiche Menschen in das Dunkel der Herz Jesu Kirche. Es brannte weder elektrisches Licht, noch hörte man Musik. Etwas Beleuchtung spendete nur das flackernde Osterfeuer draußen vor dem Portal. „Lumen Christi“ hallte später der Ruf des Pfarrers durch das Kirchenschiff, als er mit Pfarrvikar Reinald Bogensberger und Ministranten im Schein der Osterkerze durch das Mittelschiff schritt. Ein kleines Licht nur, das heller wurde, um so mehr mitgebrachte Kerzen am Feuer dieser Osterkerze entzündet wurden. „Dieses Licht durchbricht das Dunkel der Nacht“, erklärte der Seelsorger.
Noch sei die Nacht in dieser Welt noch nicht vorüber. Und schon leuchte die Morgenröte und durchstrahle die Finsternis mit ihrem Licht. „Einem Licht, das nicht mehr erlöscht.“ Die Osterbotschaft: Jesu Tod und Auferstehen hätten aufgezeigt, dass das Leben und die Liebe Gottes gesiegt hätten. „Diese Liebe ist durch nichts mehr unterzukriegen, auch nicht durch das größte Scheitern, auch nicht durch die größte Verlassenheit.“ Mit Eintauchen der Osterkerze wurde auch das Wasser geweiht. Später weihte der Geistliche die mitgebrachten Speisen. Und nach Beendigung des Gottesdienstes erhielten alle Gottesdienstbesucher am Ausgang Ostereier.
Text / Bilder: Helmut Kunz